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Ganz besonderer Unterricht

Unterricht einmal ganz anders: 100 mucksmäuschen stille Gymnasiasten lauschen Prof. Dr. Swetlana Geier, die, fast 85-jährig, mitreißend aus ihrem Leben und von damit eng verbundener russischer Literatur erzählt.


Prof. Swetlana Geier berichtete am Gymnasium aus ihrem ungewöhnlichen Leben und von ihrer Leidenschaft, dem Übersetzen russischer Literatur.

Schon das Leben dieser Frau ist erstaunlich: 1923 in Kiew als Swetlana Iwanowa geboren — „ich bin Russin, da ist nichts Deutsches dabei” — lernt sie bereits als kleines Kind Deutsch und Französisch. Durch Irrungen und Wirrungen des 2. Weltkrieges kommt sie 1943 nach Deutschland, wo sie in Dortmund in einem Lager für Ostarbeiter inhaftiert wird. Ihr Resümee dieser Zeit zog sie im Gymnasium: „Ich habe unter beiden Diktaturen gleich gelitten. Das macht meine Figur vielleicht interessant.”

Doch ihre Sprachkenntnisse beeindruckten: Nach einer Begabtenprüfung erhält sie als Russin in Nazi-Deutschland „das feinste, exklusivste Humbold-Stipendium” und kann in Freiburg Literaturwissenschaft und Vergleichende Sprachwissenschaft studieren. „Ich muss sagen, die Sprache hat mich gerettet”, so sieht sie es heute.

1953 begann Swetlana Geier ihre Übersetzertätigkeit und gilt derzeit als bedeutendeste Übersetzerin russischer Literatur (besonders Dostojewski, Tolstoi und Solschenizyn) im deutschsprachigen Raum. Nach Warstein und in das Gymnasium geführt hat Swetlana Geier die über 50-jährige Freundschaft zu Hans-Jürgen und Renate Vogt, die früher selbst hier unterrichtet hat.

Für einen „ganz großen Fehler” hält es die Professorin, „dass es in Deutschland keine präzisen Kenntnisse über den großen Nachbarn im Osten gibt”. Sie selbst hat dazu in Freiburg, wo sie bis heute wohnt, einen Beitrag geleistet, indem sie den Russischunterricht an einem Gymnasium als Wahlpflichtfach aufbaute.

Swetlana Geier berichtete den Schülerinnen und Schülern der Deutsch- und Englischleistungskurse von der späten Entwicklung Russlands erst ab dem 12. Jahrhundert — „historisch gesehen bin ich also die Jüngste im Saal” — und dem Übersetzen, dessen große Kunst es sei, Texte aus sträflicher Sympathie des Übersetzers zum Autor vermeintlich zu „entfehlern”. Eine Übersetzung sei aber kein Dublikat, kein Abklatsch. „In jeder findet man etwas von der Zeit und Persönlichkeit des Übersetzers.”

Das wird schon im Titel eines von ihr übersetzten Hauptwerkes Dostojewskis deutlich: Bei ihr heißt es „Verbrechen und Strafe”, nicht tröstlich-verharmlosend „Schuld und Sühne”. Ein Werk, dass sie auf Nachfrage ihrer Zuhörer zur Lektüre empfahl: „Es stellt die drängendste Frage unserer Zeit, die nach der Verhältnismäßigkeit der Mittel.”

Text u. Foto: Armin Obalski WP/WR 13.2.