Gedenkstättenfahrt | Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen,
das war den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Warstein bei ihrer Fahrt in das Konzentrationslager Auschwitz sehr wichtig. Begleitet wurden die 31 Gymnasiasten von den Lehrern Rosa Lindenberg, Reinhard Klostermann und Stefan Rheims, sowie dem Psychologen Holger Rick.
Halina Birenbaum – Schriftstellerin, Übersetzerin und Dichterin
Ein ganz besonderer Gast für die Gruppe war die Zeitzeugin Halina Birenbaum. Sie erzählte den Jugendlichen aus ihrem Leben vor, während und nach dem Krieg. Geboren ist sie 1929 in Warschau wo sie während der Besatzungszeit im Ghetto lebte. Von dort wurde sie in die Konzentrationslager Majdanek, Auschwitz, Ravensbrück und Neustadt-Glewe gebracht. Nachdem sie bei Kriegsende befreit wurde reiste sie 1947 nach Israel. 1950 heiratete sie und ihr Mann überzeugte sie, ein Buch zu schreiben. So veröffentlichte sie die Werke „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, „Aufbruch in die Vergangenheit“, „Rückkehr zum Boden der Urahnen“ und „Sogar wenn ich lache“.
Das Konzentrationslager Auschwitz
Das Konzentrationslager Auschwitz ist bei der Stadt Oswiecim errichtet, von der es auch seinen Namen erhielt, den die Nazis verdeutschten. Das Konzentrationslager bestand zur Zeit des Naziregimes aus dem Stammlager Auschwitz I, welches hauptsächlich als Arbeitslager diente, dem Vernichtungslager Auschwitz II - Birkenau, welches in der ganzen Welt zum Symbol des Todes wurde, und schließlich Auschwitz III – Monowitz. Die Warsteiner waren in den Lagern Auschwitz I und II.
Todesblock 11 und Dr. Josef Mengele
„Arbeit macht frei“ – so steht es auf dem Eingangstor vom Stammlager, durch welches die Häftlinge nach einem Schrecklichen Arbeitstag kamen. Begleitet von einem Orchester mussten sie dann ihre Baracken marschieren. Wer versuchte zu fliehen, oder Informationen nach außen zu schaffen, wurde im Block 11, dem Todesblock, bestraft. Entweder wurde man erschossen, oder man musste sich in zugemauerten Kästen zu Tode stehen. Außerdem wurden in Auschwitz I die ersten Versuche mit Gaskammern gemacht, wo die Juden zu tausenden mit Zyklon B, einem Hochgiftigen Gas, vernichtet wurden.
Ab dem 30. Mai 1943 war Dr. Josef Mengele in Auschwitz I stationiert. Er forschte in Grausamen Experimente mit den Häftlingen. Vor allem forschte er mit Zwillingen und Kleinwüchsigen, aber auch mit Zigeunerkindern, um die Rassentheorie der Nazis durch vergleich mit anderen Kindern des Lagers zu beweisen.
Auschwitz II – Birkenau – Symbol des größten Massenmordes der Geschichte
Im Herbst 1941 begannen die Nazis mit dem Bau des Konzentrationslagers Auschwitz II- Birkenau nahe der Stadt Brzezinka, zu Deutsch Birkenau. Die allgemeine Zahl der Opfer von Auschwitz in den Jahren 1940-1945 wird auf 1,1 bis 1,5 Millionen Menschen geschätzt. Die Mehrheit von ihnen, vor allen Dingen die Massentransporte mit Juden, die von 1942 an hierher deportiert wurden, kamen in den Gaskammern um. Halina Birenbaum war lange in Birkenau und sie erzählte den Schülerinnen und Schülern ihre Geschichte vom Lager an ihrer Pritsche. Unter anderem erzählte sie vom Tod ihrer Mutter, wie sich ihre Schwägerin danach um sie gekümmert oder aber auch vom alltäglichen Kampf um eine Ration Essen. Immer wieder betont sie, wie viel Glück sie hatte, dass sie überleben konnte. Sie sagt, dass es wegen der Hilfe von anderen war, dass sie einen starken Organismus hat, mit dem sie viele Krankheiten überleben konnte, und schließlich auch der Zufall eine große Rolle spielte.
Ein Tag in Krakau
Nach den Schrecken des Konzentrationslagers verbrachten die Schüler einen Tag in Krakau. Sie bekamen eine Stadtführung, die am Schloss begann. Dort erfuhren sie auch die Legende des Drachen. Dieser bekam einmal jährlich die Schönste Frau der Stadt, bis nur noch die Tochter des Königs lebte. Da bat der König alle Ritter Europas um die Hand seiner Tochter zu kämpfen. Doch nach ein paar Jahren gab es keine Ritter mehr. Da überlistete ein Schneider den Drachen, indem er ein Schafspelz mit Schwefel einrieb, den der Drache fraß. Er bekam davon soviel Durst, dass er so viel Wasser trank, bis er platze. Heute ist immer noch eine Statue von einem Drachen zu sehen, der im Sommer sogar Feuer spuckt. Weiter ging die Stadtführung in das jüdische Viertel. Dort wurde den Warsteinern die Stelle gezeigt, an der ein Teil des Films „Schindlers Liste“ gedreht wurde. Zum Schluss bekam die Gruppe noch einmal die Altstadt zu Gesicht.
Die Fahrt fand zum fünften Mal statt und wurde von Reinhard Klostermann organisiert. Er erklärt, dass diese Fahrt nicht ohne die Unterstützung der Friedrich- Ebert- Stiftung, die die Unterkunfts- und Verpflegungskosten übernimmt, und das Deutsch-Polnische-Jugendwerk, welches die Reisekosten trägt, möglich ist. Wichtig für die Schüler und Lehrer waren auch die Reflektionen am Abend, um das gesehene zu verarbeiten. Dabei bekamen sie auch Hilfe durch Halina Birenbaum, die immer eine enorme Lebensfreude ausstrahlt. Der Spruch von Halina „Ich habe eine große Klappe und nasche gerne“ wird den Oberstufenschülern noch lange in Erinnerung bleiben. Ein weiterer Höhepunkt der Fahrt war die Mitreise von dem WDR- Redakteur Heinrich Buttermann, der einen kurzen Einblick der Fahrt zusammen geschnitten hatte.
Text u. Fotos: Stefan Bolzenius
Diese Gedenkstättenfahrt wurde dankenswerterweise vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk finanziell unterstützt. |
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