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Mountainbike, Kirchenorgel und Mut zum selber denken

Dr. Ernst Grafe kommt nicht umhin, am heutigen Montag 80 Jahre alt zu werden Seit der Schulzeit „Tuka" genannt - Erst die Welt, dann Zeeland und nun Warstein

Es gibt Ereignisse, die kann man nicht verschieben. Und verhindern schon gar nicht. So zum Beispiel runde Geburtstage. Da spielt es auch gar keine Rolle, ob es der 40, 60 - oder sogar der 80. ist. Sie kommen - und danach geht das Leben weiter, was man ja eigentlich auch möchte. Das gilt auch für Dr. Ernst Grafe. Heute wird „Tuka", wie er seit der Schulzeit liebevoll in seiner Heimatstadt genannt wird, 80 Jahre alt. Auch wenn er nicht so gern als Person im Mittelpunkt steht, sondern die Welt viel lieber aus dem Blickwinkel des Filmers und des Fotografen sieht, heute wird er ab 11 Uhr im Lindenhof nicht umhin kommen, viele Hände zu schütteln. Zum runden Geburtstag muss man eben eine Ausnahme machen.

Nicht die ausgetretenen Pfade gehen, widersprechen, selber denken - und das mit viel Witz und Selbstironie, ist das Markenzeichen von „Tuka". Dass der Anzeiger von ihm zum Geburtstags-Portrait deshalb kein Foto im schwarzen Anzug an der Kirchenorgel, die der Katholik in der Evangelischen Kirche regelmäßig spielt, haben wollte, hätte er sich denken können. Von der Einladung zu einer „Radtour quer durch Warstein" war der leidenschaftliche Monuntainbike-Fahrer aber schon überrascht und kam am gestrigen Sonntag zwischen Orgel-Einsatz und Geburtstagsbesuch vorsichtshalber doch im schwarzen Anzug, Kravatte und Mountainbike vorgefahren - um postwendet heimzufahren und die echte „Tuka"-Garderobe anzulegen. Mit heller Windjacke, dunkler Jeans und schwarzer Kappe sowie dem schelmischen Tuka-Grinsen um die grauen Bartstoppeln und die aufmüpfigen Augenbrauen startete der 79-Jährige zu seiner ganz persönlichen Warstein-Tour.

Vor dem Elternhaus gegenüber von Stein-Risse in der Hauptstraße sprudeln die Erinnerungen an eine glückliche Kindheit. Vater Ernst war auch Zahnarzt, Onkel Josef betrieb im gleichen Haus eine Konditorei und nebenan in jedem Haus ein anderer Handwerksbetrieb. Der kleine Ernst interessierte sich für alles, schaute überall herein, spielte im Risse-Gelände und an der Wäster. Noch heute klingt"s ihm im Ohr: „Hobel
span, Zement und Torte, bauen eine Ehrenpforte", formulierten die Nachbarn, wenn sie sich zum Schützenfest und zur Prozession mit einer Station ins Zeug legten.

Hat „Tuka" seinen Mut zum Widerspruch von Mutter Mathilde geerbt, die in der NS-Zeit sogar im „Stürmer" namentlich angeprangert wurde, weil sie zur Beerdigung jüdischer Nachbarn ging? „Gut möglich", meint er. Leider starb sie schon früh, als der Junge gerade 15 war. Sieben Tage später musste er als jugendlicher Flak-Helfer in den Krieg. Und auch hier ließen ihn Mut, Pfiffigkeit und Widerspruch Erfolg haben.
Wenige Tage vor Kriegsende machte er sich mit zwei Kumpels im Allgäu auf und davon. Die Fahnenflüchtigen nähten aus ihren Uniformen mit Blümchen verzierte kurze Hosen, ergaunerten von den Amerikaner Passierscheine und kehrten heim.

Dem Abitur in Brilon folgte eine Lehre als Zahntechniker, dann Studium in Tübingen und Münster. Einser-Examen. Der junge Dr. Ernst Grafe stieg 1955 in die väterliche Zahnarztpraxis ein, die er ab 1958 allein führte. Bis in die 80-er Jahre bereiste er die Welt - häufig mit dem renommierten Madrigalchor Münster, in dem er als Baß sang. Auch auf eigene Faust mit Auto, Fahrrad oder Flugzeug bereiste er exotische Länder, filmte und fotografierte. Dann entdeckte er Holland. Das Häuschen in Zeeland wurde zweite Heimat.

Doch genug gereist. Mit 80 konzentriert sich „Tuka" auf Warstein - und hat noch Visionen. „Mit seinem Wasser könnte Warstein eine Menge machen", ist er felsenfest überzeugt. Wer ihn kennt, weiß, dass er hier noch manches auf den Weg bringen wird. Auch oder gerade mit der Erfahrung von 80 Lebensjahren.

Text: R. Großelohmann   WA, 19.5.08