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Hegel, Kant und Internetkultur

Philosophisches Café am Gymnasium als Ergänzungsangebot zum Unterricht

Es sind Gedanken und Ideen, die im Alltag häufig kritiklos hingenommen, übersehen oder sogar ignoriert werden. Vielleicht ist es Bequemlichkeit, vielleicht auch die Angst vor der eigenen Unwissenheit, dass sich viele wohl nur selten einmal auf die Suche nach dem Sinn des Lebens begeben oder ihr eigenes Weltverständnis hinterfragen, geschweige denn darüber diskutieren.

Anders ist das seit zwei Jahren am Warsteiner Gymnasium. Zusätzlich zum Fach Philosophie, das ab der 11. Klasse belegt werden kann, findet einmal im Monat das "Philosophische Café" statt. In gemütlicher Runde, bei Kaffee, Tee und Kuchen, versuchen Schüler und Lehrer gemeinsam Antworten auf Fragen zu finden, die sich meistens nur sehr schwer beantworten lassen. Ins Leben gerufen wurde das "Philosophische Café" von Philosophie-Lehrerin Nadine Trebing während ihrer Referendarszeit, der diese Form des Austausches aus Workshops an Universitäten bekannt war. Inzwischen sind zahlreiche Schülerinnen und Schüler aus den Stufen 11, 12 und 13, wie auch Ehemalige jeden Monat mit dabei und haben Freude an der Einrichtung gefunden.

Geleitet und betreut wird das außerunterrichtliche Angebot neben Nadine Trebing auch von Lehrer Friedhelm Leneke. Beide bringen sich während des zweistündigen Treffens nicht etwa in der klassischen Lehrerrolle, sondern als den Schülern gegenüber gleichgestellte Gesprächspartner in die interessanten Diskussionen ein. Häufig sind es "Alltags"-Themen, wie Internetkultur und neue Medien, Informationsflut oder Oberflächlichkeit, die zum Ausgangspunkt und zum Thema in der Gesprächsrunde werden. Aber auch Schriften von Philosophen wie Hegel, Schopenhauer oder Kant werden in die Auseinandersetzung mit verschiedenen Fragestellungen einbezogen.

"Schließlich wollen wir nicht im luftleeren Raum diskutieren", so Friedhelm Leneke. "Meistens ist es so, dass sich aus einer beantworteten Frage gleich fünf neue Fragen ergeben", haben Schüler und Lehrer fest gestellt, dass es manchmal gar nicht so einfach ist, sich sachlich und logisch stringent mit einer Fragestellung auseinander zu setzen. "Man lernt, Argumente logisch zu analysieren und Lücken in einer Argumentation zu finden", so Mischa Schleimer, der regelmäßig beim "Philosophischen Café" mit dabei ist. "Die Meinung eines anderen ist zu respektieren und wenn man sie nicht teilt, muss man es erklären und begründen können", erklärt auch Simon Naarmann. Beide befassen sich inzwischen auch in ihrer Freizeit mit philosophischen Fragestellungen und haben bereits eigene Abhandlungen verfasst.

An jedem ersten Dienstag im Monat ist das "Philosophische Café" in der Bücherei des Gymnasiums geöffnet. Von 17 bis 19 Uhr philosophieren Schüler und Lehrer gemeinsam, auch wenn die zwei Stunden für so manch spannende Diskussion häufig kaum ausreichen...

Text: Ulrike Aßmann, 15.2.06  WA